Da Christian Henner-Fehr immer wieder gute Diskussionen zum Thema Crowdfunding anschiebt, möchte ich die Gelegenheit nutzen, einen Ansatz zur Verständigung auszukramen, der hier als Artikel schon eine Weile vor sich hinschlummert.
Die Idee ist nicht vollkommen neu, wurde aber eventuell speziell für das Thema Crowdfunding noch nicht so sehr thematisiert. Den konkreten Anlass fand im Artikel von Carsten Winter „Von der Push- zur Pull-Kultur (-innovation) im Buch „Social Media im Kulturmanagement“. Weil es so gut zur Betrachtung „Crowdfunding und klassische Kulturförderung“ passt, möchte ich daraus folgendes zitieren:
„Wo, wie und warum heute jemand […] wahrgenommen wird, hängt immer weniger ab von Rasse, Klasse, Geschlecht, Status usf. – also von Merkmalen, die von einer Person unabhängig sind.“
Ich finde diesen Satz deshalb so interessant, weil er mir einen wesentlichen Hinweis gibt. Auch wenn liebend gern die großen Zahlen, wie etwa 750 Mio Facebook-User etc. Grundlage für viele weit verbreitete Meldungen sind, bietet das Internet vor allem Platz für Individualkultur.
„Ich bastel mir die Welt wie sie mir gefällt.“ Frei nach Pippi Langstrumpf.
Dort, wo es möglich ist, steht die Individualität im Vordergrund. Der individuelle Newsstream, das individuelle Blogdesign, Angebote wie Dawanda, wo ich individuell gestaltete Produkte kaufen und verkaufen kann, sind genauso Errungenschaften und fester Bestandteil des Internets, wie individuell auf mich abgestimmte Werbung. Wenn man so will, folgt Crowdfunding in dieser Reihenfolge nur einer logische Fortsetzung. Ich kann beeinflussen, dass Produkte, Dienstleistungen und Erlebnisse, die individuell auf mich passen, überhaupt erst einmal entstehen können.
Um auf das Gespräch „staatliche Kulturförderung und Crowdfunding“ zurück zu kommen, möchte ich damit auf die verschiedenen Sichtweisen aufmerksam machen. Crowdfunding ist als Instrument eine Antwort auf persönliche Meinungen, Interessen und Bedürfnisse. Staatliche Förderung, die in ihrer Ausrichtung (derzeit noch) durch die Kulturpolitik bestimmt wird, ist ein Instrument, um die Kultur einer ganzen Gesellschaft zu pflegen. Kulturpolitik trägt also dem gesellschaftlichen Blick Rechnung.
Wie schon einmal sehe ich also die zwei Elemente: Kuration und Finanzierung. Kuration verfolgt die Frage „Wer oder welches Projekt bekommt eine Finanzierung?“ und Finanzierung beinhaltet die Frage „Woher kommt das Geld?“. Crowdfunding stellt für mich immer noch keine Alternative zur staatlichen Förderung dar. Kulturpolitik hat also nach wie vor die Aufgabe die Rahmenbedingungen zu schaffen. Was uns jetzt über die Neuen Medien und insbesondere über Crowdfunding als Möglichkeit erreicht, ist ein kürzerer Weg, um die Rahmenbedingungen an die Bedürfnisse anzupassen.
Und weil es so gut dazu passt, hier noch ein sehr schönes Beispiel, welches ich mir von Martin Oetting borge.
Crowdfunding kann also ein Instrument sein, an dessen Trampelpfaden man abliest, wo Rahmenbedinungen durch Kulturpolitik und staatliche Mittel verbessert werden können.